Die Schedelsche Weltchronik (deutsch):099

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XCVIII verso:

Das sechst alter


Wienn ist ein weitberuembte statt in oesterreich an dem fluss der Thonaw gelegen. Derselb fluss taylet Bayerland. oesterreich vnd Hungern vnd steyget durch Rasciam vnd Bulgariam mit. lx. schiffreichen wassern ab in Euxinum vnnd beruert vil treffenlicher stett. vnder den ist kein habhaftigere. kein volckreichere. kein eltere dann Wienn. die hawbtstatt der oesterreichischen stett vnd lands. Dise statt ist ettwen (als man in den alten freyhaiten der hertzog findet) Flauianum genant worden. nach Flauio dem landfogt der diser gegent vor was vnnd die statt anfienge. Oder aber nach Flauio dem keyser der an die Thonaw zohe gemercke zu zil des roemischen reichs zesetzen vnd daselbst sol dise statt auß den gemercken den namen erlangt haben. Wenn nw die teuetschen Flauianum nennen so sprechen sie mit verzugktem wort Flawienn. so ist nit on vrsach durch lennge der zeit der erst silb Fla (als sunst oft geschiht) hingelegt vnd also Wienn bliben. vnd dise statt dauon Wienn genant worden. Wiewol ettlich maynen dz die statt von dem klaynen fluss Wienna genant der zwischen den vorstetten fleueßt irnn namen hab. Dise großmachtig statt ist in irem vmbkrays der mawrn zwaytausent schrit weit vmbfangen. hat auch groß vnd weyt vorstett mit eim graben vnd schuet bewaret. so hat die statt auch einen großen graben vnd daran ein fast hohe auffgeworffne schuett. vnd dick vnd hoh zinnen. vil thuern vnd vorweer zum krieg geschickt. daselbst sind weyte vnd zierliche burgerßhewser. feste. hohe vnd starcke gepew. allain ist das ein vnzierde das der hewßer vil mit schindeln vnd wenig mit ziegeln gedeckt sein. Die andern gepew sind von stayneim gemeuere. so sind die hewßer gemalet. also das sie innen vnd außen scheinen. wo du in eins yeden hawß eingeest so mainest du seyest in eins fuersten wonung komen. Der edeln vnd prelaten hewßer daselbst sind frey. Alda sind auch dem hoehsten got vnd den heiligen weyte vnd scheinpere von gehawen stainen gepawte liechte. vnd an ordnunge der sewln wunderwirdige gottzßhewßer geweihet. Item vil vnd koestlich heilthumb mit gold silber vnd edelm gestayn beklaidet. vnd ein großer machtiger zier der gotzßhewßer. Dise stat ist in dem Passawischen bisthumb gelegen. vnnd die tochter groeßer dann die muter. Daselbst sind die vier oerden der pettlenden. Auch die Schotten. Vnd sant Augustins Canonici regulares. gar reich geachtet. Auch iunckfrawen cloester. Alda ist auch ein closter zu sant Jheronimus genant. darein bekert gemayn suendig frawen genomen werden. die tag vnd nacht in teuetschem gezuenge gotloeblichs gesanng singen. Welche dann in widerkerung der suend begriffen wirdt. die wirdt in die Thonaw gestuertzt. Aber sie fueren daselbst also ein zuechtig vnd heilig leben das von ine gar selten ein boeß geruecht oder lewmat erhoert werdt. In diser statt ist auch ein hohe schul der freyen kuenst. Auch der heiligen schrifft vnd geistlichs rechtens. aber doch new. vnd von babst Vrbano dem sechsten fuer



XCIX recto:

Blat XCIX
der werlt


genomen. daselbst komt ein merckliche große anzal der studenten auß Hungern vnd oebern teuetschen landen zusamen. Man maynt das der die zum heiligen sacrament geen bey fuenftzigtausent gefunden werden. So werden. xviij. mann zum rat gewelet. Auch ein richter der gerichtlichen sachen vnd hendeln vor ist. darnach ein burger maister der gemayner statt sorg tregt. sunst sind nit ander oebern alda. dann allain die die den wein zol einfordern. auff dieselben hat man in allen sachen ein auffsehen. vnd ir gewalt weret von iar zu iar. Es ist vnglewplich zesehen wieuil vnd mancherlay dings zu menschlicher speyß vnd narung teglich in dise stat gebracht wirdt. Daselbsthin komen vil wegen vnd karren mit ayern vnnd krebsen. dahin bringt man gepachen prot. flaisch. fisch foegel on zal. vmb vesperzeit findst du nichtz mer derselben ding fail. da verzeueht sich das weinlesen viertzig tag. An keinem tag werden nit bey drey hundert mit wein geladen wegen zway vnnd dreymal hineingefuert. Bey zwolfhundert pferden gepraucht man taglich zum werck des weinlesens. Es ist vnglewplich zesagen wieuil weins in dise statt gefuert. vnd entweders daselbst außgetruncken oder außer lands auff der Thonaw auffwartz wider den fluss mit grosser muee vnd arbait geschickt wirdt. Die weinkeller sind also tieff vnd weit. das (als man maynt) zu Wienn nit minder gepews vnder der erden dann darob sein sol. Die gassen vnd strassen daselbst sind auch also mit hertten stayn gepflastert das das pflaster mit den raden der geladen wagen nit leichtlich zertriben werden mag. In den hewsern ist vil vnd rayns hawßgeschirr. weyte stallung der pferdt. vnd allerlay thier. allenthalben schwinbogen. gewelb vnd weyte lustgemach vnd stuben darinn man sich wider die scherpffe des winters entheltet. allenthalben durchscheinen glaserine fenster. so sind die thuer gewoenlich eyßnein. do hoert man vil foegel gesangs. Bey den Wiennern sind selten alte geslecht sunder sie sind schier alle entweders daselbsthin einkomen oder frembt inwonere. dieweil am iungsten keyser Friderich der drit gegen Mathia dem Hungrischen konig in feintschafft vnd krieg gestanden ist hat dise statt Wienn als die fuernemst der erblichen land desselben keyser Friderichs vil kriegs. vnfugs widerwertigkeit vnd beschwerde darunter gelidden von demselben Hungrischen konig. der dann den Wienern vil schadens vnd dem kayser vil vnrats zugezogen vnd ime dise statt zu lest abgedrungen hat. Aber nach absterben konigs Mathie hat keyser Friderich der drit yetz also alter dise statt Wienn widerumb durch seinen sun konig Maximilianum in seinen gewalt gebracht.


Wienn