BLKÖ:Habsburg, Maria Antonia (Königin von Frankreich)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
fertig
Band: 7 (1861), ab Seite: 30. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Marie Antoinette in der Wikipedia
Marie Antoinette in Wikidata
GND-Eintrag: 118577905, SeeAlso
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Habsburg, Maria Antonia (Königin von Frankreich)|7|30|}}

222. Maria Antonia, (Maria Antoinette), Königin von Frankreich (geb. zu Wien am 2. November 1755, gest. den Märtyrertod unter der Guillotine am 16. October 1793). Tochter des Kaisers Franz I. Stephan und der Kaiserin Maria Theresia. Gemeiniglich wird der Tag von Maria Antoinettens Geburt als der Tag des Erdbebens von Lissabon bezeichnet, dieß aber ist irrig, denn das entsetzliche Erdbeben erfolgte den Tag zuvor, am 1. November 1755. Unter den Augen ihrer großen Mutter – den Vater verlor Maria Antoinette, als sie erst zehn Jahre zählte – wurde sie erzogen. Lebhaften Geistes, mit ungewöhnlichen Talenten begabt, erlernte sie in kurzer Zeit die französische, englische, italienische, sogar die lateinische Sprache. Auch machte sie in der Musik, in welcher der berühmte Gluck [siehe d. Bd. V, S. 221] ihr Lehrmeister war, schöne Fortschritte. In Rücksicht ihres Geistes, wie selbstverständlich ihrer Geburt, galt Maria Antoinette für eine der vollendetsten Fürstinen ihrer Zeit, und für die schönste Parthie, die einen europäischen Souverän beglücken konnte. Als Choiseul in Frankreich am Ruder war, wurde die Vermälung der Erzherzogin mit Ludwig, Herzog von Berri, durch den Tod seines Vaters französischer Dauphin, beschlossen. [31] Maria Theresia folgte in diesem Puncte den Eingebungen des allmächtigen Kaunitz, der durch das Bündniß Oesterreichs mit Frankreich den verrätherischen Gegnern Oesterreichs, die dem schwachen Weibe gegenüber in vermessener Weise sich geberdeten, die Spitze bieten wollte. Maria Antoinette zählte damals 15 Jahre und die Trauungsceremonie wurde durch Procuration vom Marquis von Dufort, der dem Baron Breteuil auf dem Gesandtschaftsposten in Wien folgte, vollzogen. Als die Erzherzogin auf ihrer Brautfahrt an der Grenze in der Gegend von Kehl ankam, wurde sie in einem prachtvollen Zelte ganz entkleidet, damit sie nach damaliger Hofsitte nichts von dem fremden Hofe an sich behalte. In der Ausschmückung dieses Zeltes, dessen Teppiche Jason’s und Medea’s grauenhafte Geschichte darstellten, erblickte Goethe mit Recht etwas Ungeschicktes, das später als eine Ahnung des traurigen Geschickes der edlen Königin angesehen wurde. Die Vermälung selbst fand zu Paris am 16. Mai 1770 Statt. Die aus diesem Anlasse gefeierten Fest waren prachtvoll, aber wieder erblickte man in einer Feuersbrunst, in welcher mehrere Menschen ihr Leben verloren, eine üble Vorbedeutung. Ludwig XV. war von der jungen Dauphine bezaubert, man sprach nur von ihrer Anmuth, ihrer Lebhaftigkeit, der Feinheit ihrer Antworten. Man verglich sie mit der mediceischen Venus, mit der Atalanta im Garten von Mably, Dichter und Maler feierten ihre Reize, jedoch an der Maitresse des Königs, an der Du Barry[WS 1], hatte die Dauphine eine entschiedene Gegnerin, und ihre Lage wurde besonders peinlich, als Choiseul gestürzt wurde und die Gegner des Staatsmannes, der diese Verbindung Frankreichs mit Oesterreich bewerkstelliget hatte, an’s Ruder kamen. Uebrigens brauchte es keines tiefen staatsmännischen Blickes, um zu ahnen, daß Antoinettens Verbindung mit Ludwig XVI. keine glückliche sein werde. Waren doch zwei österreichische Prinzessinnen durch Heirathen mit französischen Souveränen zu Martyrerinen geworden, man gedenke nur Elisabeth’s , der Gemalin Karl’s IX., des Königs der Bartholomäusnacht, und Maria Theresia’s, der Gemalin des Königs Ludwig XIV.! Als Choiseul abtrat, gelang es der neuen, der Erzherzogin feindlichen Partei im Anbeginn den Dauphin zu beeinflussen, und erst nach geraumer Zeit brach zwischen ihm und seiner anmuthigen Gemalin das Eis. Am 10. Mai 1774 starb König Ludwig XV., und Ludwig XVI. mit seiner Gemalin Maria Antoinette bestieg den Thron Frankreichs. Das ganze Land begrüßte an diesem Tage das Morgenroth einer schönen Zukunft. Maria Antoinette machte ihre Thronbesteigung denkwürdig durch Aufhebung des mittelalterlichen Rechtes des Gürtels der Königin (ceinture de la reine), und, indem sie alle Jene begnadigte, welche wegen ihr zugefügter persönlicher Beleidigung Strafen zu erleiden hatten. In ihrer Vorliebe für das Familienleben schaffte sie mehrere wirklich abgeschmackte Gebräuche am französischen Hofe ab, und versuchte es, die Einfachheit der Wiener Hofgebräuche nach Versailles zu verpflanzen, machte sich aber dadurch nicht wenig Feinde. Ueberhaupt waren die Mäßigkeit und Schamhaftigkeit, diese zwei Tugenden, welche Maria Antoinette so vorzüglich verehrungswerth machen, an einem moralisch so verdorbenen Hofe, wie es der französische seit anderthalb Jahrhunderten war, nicht geeignet, die Zahl ihrer Gegner zu verringern. [32] Bei der Selbstsucht der Franzosen blieb es immer der empfindlichste Vorwurf, welcher der Königin gemacht werden konnte, daß sie an Deutschland, besonders an Oesterreich hänge, und Frankreich diesen nachsetzte. Die zahlreichen heimlichen Wohlthaten, welche sie übte, kamen nicht ihr, sondern den Töchtern Ludwig’s XV., ihren Tanten, zu Gute, welche dafür von Seite des Volkes große Verehrung genossen. Am 19. December 1778 wurde Maria Antoinette von einer Prinzessin entbunden, welche in der Taufe den Namen Maria Theresia empfing. Zwei Jahre später, am 22. October 1781, gebar Maria Antoinette einen Sohn, dessen Geburt in großartigen Festen gefeiert wurde. Vier Jahre später (1785) gebar sie Ludwig XVII. Indessen begann sich der politische Horizont Frankreichs zu trüben, und einzelne Umstände gesellten sich hinzu, die Stimmung des Volkes dem Hofe, insbesondere der Königin, abwendig zu machen. Die verruchteste Intrigue mit der berüchtigten Halsbandgeschichte war für den Blödsinn des großen Haufens genügend, sich zu Demonstrationen gegen die Königin verleiten zu lassen, die an der Sache selbst nicht den geringsten Antheil hatte, und das Opfer einer erbärmlichen Cabale war. Die finanzielle Zerrüttung Frankreichs hatte die Einberufung der Notablen nöthig gemacht, sie war aber fruchtlos gewesen, und es stellte sich die Nothwendigkeit heraus, eine allgemeine Reichsversammlung einzuberufen. Im Cabinete stritt man, ob die Einberufung zu Versailles oder zwanzig bis dreißig Meilen von der Hauptstadt stattfinden sollte. Maria Antoinette, im richtigen Vorgefühle der Zukunft, stimmte für das letztere, um die Pariser Volksmasse von den Berathungen fern zu halten. Necker’s Meinung erhielt das Uebergewicht, und Versailles wurde gewählt. Mit dem 4. Mai 1789, dem Eröffnungstage der Reichsversammlung, begannen Maria Antoinettens große Leiden. Bald nach der Eröffnung der Reichsversammlung – am 4. Juni 1789 – starb der erste Dauphin achtjährig. Am 20. Juni hatte der feierliche Eid der Abgeordneten des dritten Standes im Ballhause zu Versailles stattgefunden und am 23. d. M. erfolgte die berüchtigt gewordene königliche Sitzung, wo der Minister Necker, einige vom Könige in seinen Erklärungen eigenmächtig vorgenommenen Aenderungen zum Vorwande benützte, dem Könige das Geleit in die Versammlung zu versagen, wodurch sich die öffentliche Meinung nur noch mehr gegen die königliche Familie richtete. Die Aufregungen gegen die Königin dauerten indessen ununterbrochen fort, und verfehlten nicht ihre Wirkung. Unter verhängnißvollen Ereignissen – denn die bedauerlichen Unruhen vom 11., 12. und 14. Juli 1789, die Ermordung Fleselles, des Vorstehers des neuen Stadtmagistrates, und Launay’s, des Gouverneurs der Bastille, hatten am letztgenannten Tage stattgefunden – erschien der 16. Juli, an welchem beim Könige die höchst wichtige Berathung stattfand, ob der König Versailles verlassen und mit den Truppen gehen, deren Rückmarsch er eben befohlen hatte, oder ob er nach Paris sich begeben sollte, wo nach den Vorstellungen mehrerer Deputationen seine Erscheinung alle Parteien beruhigen würde. Die Königin wünschte das erstere; die Stimmenmehrheit, welcher der König sich zu unterwerfen beschloß, entschied für das letztere. Die Auswanderung des Adels begann nunmehr, und die Volksgährung wuchs. Die Octoberfeste [33] fanden am 1. Statt, und die Garde du Corps, wie das Regiment Flandern benützten dieselben, um die entschiedenste Ergebenheit für den Thron und ihren Abscheu für die Volkssache zu erkennen zu geben. Der 5. October erschien, an welchem die Pariser Nationalgarde mit der Hefe des Volkes der Hauptstadt gegen Versailles zog. Die im königlichen Schlosse verübten Greuelscenen sind bekannt. Um 1 Uhr verließen Ludwig und Antoinette, unter Bedeckung des Pariser Pöbels, Versailles, begleitet von ihren zwei Kindern, dem Bruder des Königs (Monsieur) und seiner Gemalin, und des Königs Schwester Elisabeth. In Paris lebte nun die königliche Familie, während die Pläne der Aufrührer immer größere Fortschritte machten. Den Vorschlag der Herzogin von Luynes, die Königin solle auf einige Zeit, bis zur Vollendung der Constitution, Frankreich verlassen, damit ihre Gegner sie nicht beschuldigen könnten, dem Unternehmen beim Könige entgegengewirkt zu haben, nahm Maria Antoinette, obgleich sie die edle Absicht der Herzogin durchblickte, nicht an. Sie erklärte: „Nie den König, nie ihren Sohn zu verlassen, wenn sie allein dem öffentlichen Hasse ausgesetzt sei, wäre sie jeden Augenblick bereit, selbst ihr Leben aufzuopfern; doch wenn es den Thron gelte, oder ihre Entfernung vom Könige, so würde sie durch Einwilligung hierein eine Niederträchtigkeit begehen, deren einziger Gewinn die Rettung ihres Lebens sei.“ Der sonst einförmige Aufenthalt der königlichen Familie in den Tuilerien wurde durch das traurige Schicksal des Marquis Favras (hingerichtet Abends bei Fackelschein am 19. Februar 1790), welcher den König zu entführen und eine Gegenrevolution zu bewirken beabsichtigte, getrübt; Maria Antoinette selbst beschäftigte sich mit der Erziehung ihrer Tochter, und da sie bei der aufgeregten Stimmung, in welcher sie sich befand, nicht zu lesen vermochte, mit großen Tapetenstickereien. Im Sommer 1790 übersiedelte die königliche Familie nach St. Cloud, dort fand die geheime Zusammenkunft Mirabeau’s, welcher bereits in Paris sich der königlichen Familie zu nähern begonnen hatte, mit der Königin Statt. General Weber in seinen Denkwürdigkeiten meldet anläßlich dieser Zusammenkunft: Nachdem Mirabeau Antoinetten seine Absichten, Erwartungen und Hilfsquellen dargelegt hatte, und sich verabschieden wollte, sagte er noch: „Madame! wenn die Kaiserin, ihre erlauchte Mutter, einem Unterthanen die Ehre des Zutrittes schenkte, so entließ sie ihn niemals, ohne ihm einen Handkuß zu gestatten.“ Bei diesen Worten reichte ihm die Königin mit der allen ihren Bewegungen eigenen Anmuth die Hand, worauf Mirabeau die historisch gewordenen, leider nicht in Erfüllung gegangenen Worte ausrief: „Dieser Kuß rettet die Monarchie“. Als im Frühling 1791 die Königsfamilie wieder nach St. Cloud sich begeben wollte, hatte sich die Nachricht von Fluchtvorbereitungen im Volke verbreitet. Am 18. April war die Abfahrt festgesetzt, schon saß die königliche Familie im Wagen, als Volkshaufen die Abfahrt hinderten, und der König mit seiner Familie, nachdem er eine Stunde im Wagen gesessen, die Fahrt aufgeben, aussteigen und in die Tuilerien zurückkehren mußte. Solche Erfahrungen steigerten nur die Ungeduld der Königin, welcher eine solche Entwürdigung der königlichen Macht unerträglich war, und die nun Tag und Nacht darauf sann, sich dem Einflusse solcher Gewaltthaten ein [34] für alle Mal zu entziehen. Verschiedene Pläne wurden entworfen, und wieder verworfen, die Königin betheiligte sich energisch daran. Aber die Auflaurer entwickelten eine nicht geringere Thätigkeit ihrerseits; in der nächsten Umgebung der Königin befanden sich Personen, die jeden ihrer Schritte beobachteten. Und thatsächlich legte der Maire von Paris der Königin nach ihrer unfreiwilligen Rückkehr von Varennes eine Anzeige vor, in welcher eine ihrer Kammerfrauen bereits am 21. Mai die Anzeige machte, daß man in den Tuilerien Vorkehrungen zur Flucht treffe. Nachdem Alles auf das Genaueste besprochen, alle Vorsichtsmaßregeln getroffen wurden, wurde auf den 20. Juni 1791 die Flucht aus den Tuilerien festgesetzt. In einen Wagen gingen der König, die Königin, Madame Elisabeth, die beiden Kinder und deren Erzieherin, Frau von Tourzel. Der Paß, auf welchen der König reiste, lautete auf eine russische Baronin von Korff. Der König sollte für den Kammerdiener der Frau von Korff gelten. Gegen 11 Uhr Abends traf der König mit der Königin in Varennes ein. Aber schon in Saint-Menehould war der König, als er den Kopf zum Wagenfenster heraussteckte, von Drouet, dem Sohne des dortigen Postmeisters, einem eifrigen Patrioten, erkannt worden, und dieser Drouet war es, der nach Varennes eilte und dort die Weiterfahrt des Königs vereitelte, welche überdieß noch durch andere Umstände aufgehalten worden. Mit dem Gemeindevorsteher von Varennes, Sausse, und dem berüchtigten Billaud, nahm Drouet die Flüchtigen in Empfang, als sie eben die Brücke über den die Stadt theilenden Fluß passiren wollten. Alle Versuche, den König und die Königin zu retten, waren vergeblich. Die Nachricht von der Verhaftung des Königs und der Königin wurde sogleich nach Paris gegeben, von wo drei Mitglieder der Nationalversammlung, nämlich Latour-Maubourg, Barnave und Pétion, als Commissarien abgeordnet wurden, die Gefangenen sicher nach Paris zurückzuführen. Acht Tage dauerte die Fahrt von Varennes nach Paris zurück. In der Nationalversammlung wurde indeß dem Könige, der Königin und dem Dauphin eine Abtheilung der Nationalgarde als Ehrenwache zuerkannt, diese aber in jeder Hinsicht für die genannten Personen verantwortlich gemacht, ferner wurden die Theilnehmer der Flucht verhaftet, und der König selbst für den Augenblick der Befugnisse des Königthums verlustig erklärt[WS 2]. Die Bewachung der Königin verstieß gegen alle Sitte. Angesichts der Garden mußte sich die edle Fürstin niederlegen, aufstehen, ankleiden. Endlich war die Constitution entworfen und vom Könige angenommen, es fanden aus diesem Anlasse sogar Festlichkeiten Statt, aber Alles war Maske; die Gährung im Volke stieg, und mit ihr die Gefahr der königlichen Familie. Maria Antoinette hatte alsbald die Gefahr durchschaut, und unmittelbar nach der Constitutionsfeier die merkwürdigen Worte gesprochen: „Die Leute wollen keine Könige mehr (Souverains); wir erliegen ihrer treulosen, aber folgerecht beobachteten Kriegskunst; sie reißen einen Stein der Monarchie nach dem andern nieder.“ Was aber am meisten die Gefahr des königlichen Paares steigerte, war das ruchlose Betragen der Ausgewanderten, welches den König und die Königin auf das unbesonnenste und furchtbarste blosstellte. Mit jedem Tage mehrten sich die Verwickelungen, und Niemand war in der unmittelbaren [35] Nähe des Königspaares, dem es sich in seiner verzweifelten Lage unbedingt vertrauen mochte. Die bisher gemachten Erfahrungen hatten alle Zuversicht erschüttert. Aber bewunderungswerth ist die moralische Kraft, mit welcher Ludwig und Maria Antoinette die furchtbar lange Katastrophe ihres Unglücks trugen. Am 15. Juni 1792 verweigerte der König zweien Decreten über die Verweisung der Priester und über die Bildung eines Lagers von 20.000 Mann unter den Mauern von Paris seine Zustimmung. Er wollte beides bestätigen, aber die Königin bestand auf der Ausübung des Veto. Dieser letzte Gebrauch der constitutionellen Gewalt hatte furchtbare Folgen. Einige Tage darnach, am 20. Juni, drangen die wüthenden Schaaren in die Tuilerien, und richteten daselbst gräuliche Verwüstungen an. Als um 6 Uhr Abends zwölf Abgeordnete der Nationalversammlung erschienen, um während des Aufstandes dem Könige zur Seite zu sein, zeigte ihnen die Königin die Verwüstungen im Palaste, und bemerkte ihnen, wie schimpflich dieses Asyl unter den Augen der Nationalversammlung geschändet sei. In fortwährender peinlicher Sorge sah das Königspaar dem Herannahen des Jahrestages der Constitution entgegen. Die Unruhe im Volke wuchs mit jedem Tage, und immer wieder drohten die Bewohner der Vorstadt Saint Antoine mit einem neuen Ueberfalle der Tuilerien. Da erschien der 10. August, und früh erschallte von allen Seiten die Sturmglocke. Die königliche Familie hatte auf Maudat, den Befehlshaber der Nationalgarde, gerechnet, und von ihm Schutz erwartet, aber schon Morgens um 4 Uhr war er ermordet und wurde sein blutiger Kopf in den Straßen von Paris umhergetragen. Um 8 Uhr Morgens flüchteten sich König und Königin auf Röderer’s Vorstellungen in die Nationalversammlung. Kaum war dieß geschehen, so begannen die furchtbarsten Schauderscenen. Zerstörung und Blutströme bezeichneten die Schritte der Freiheitsapostel. Indessen wohnten Ludwig und Maria Antoinette der sechzehnstündigen Sitzung der Nationalversammlung bei, wo sie in dem Gitterverschlage eines Schreibers Zeugen der empörendsten Aeußerungen und endlich des Beschlusses waren: daß dem Könige von nun an die Ausübung seiner Gewalt genommen sei, und er mit seiner Familie in das Kloster der Feuillans gebracht werden solle. Dort wurden ihnen auch wirklich vier enge Zellen zur Wohnung angewiesen. Bis zu diesem Augenblicke war Frau von Campan, welcher wir über die Geschicke der königlichen Familie bis zu ihrer eigentlichen Gefangenschaft die ausführlichsten und authentischen Mittheilungen verdanken, mit derselben vereint geblieben. Ihre Bitte, der Königin in die Gefangenschaft folgen zu dürfen, wurde ihr abgeschlagen. Bis zum 13. August noch wohnte der König mit den Seinigen den Sitzungen der Nationalversammlung bei. Seit diesem Tage waren der König und die Seinigen Gefangene im Tempel, wo sie die empörendste Behandlung zu erdulden hatten. Am 3. September fand die entsetzliche Ermordung der Prinzessin Lamballe[WS 3] Statt. Es wurden alle erdenkbaren Pläne zur Befreiung des Königs und der Seinigen aus der Gewalt dieser immer weiter greifenden Hochverräther entworfen, und wieder verworfen. Am 17. August eröffnete unter dem Vorsitze Robespierres das Blutgericht seine Schranken. Am 7. November brachte Jean Mailhe im Namen des Gesetzgebungsausschusses im [36] Nationalconvente die Frage über die Bestrafung des Königs wegen der auf dem constitutionellen Throne begangenen Verbrechen zur Sprache. Am 3. December beschloß der Convent, daß Ludwig XVI. durch ihn gerichtet werden solle, und acht Tage später, 11. December, wurde der König vor die Schranken des Convents geführt, um die Anklageurkunde zu hören. Am 7. Jänner 1793 schloß der Convent die Untersuchung des Königs, am 16. erklärte er ihn der Verschwörung gegen die Freiheit der Nation schuldig, am 17. sprach er die Todesstrafe wider ihn aus, und setzte am 19. fest, daß binnen 24 Stunden die Hinrichtung zu vollziehen sei. Eine Appellation an das Volk wurde verworfen. Ludwig’s Bitte um einen dreitägigen Aufschub und die Beseitigung der lästigen Aufsicht der Commissäre während des kurzen Zusammenseins mit seiner Familie wurde nur theilweise gewährt. Am 20. Jänner um 1/4 nach Zehn nahm Ludwig Abschied von seiner Familie, und versprach, sie am folgenden Tage um 8 Uhr Morgens noch einmal zu sehen. Er ersparte ihr und sich den qualvollsten, entsetzlichsten Abschied, und ließ sich am 21. zum Tode führen. Mit der schrecklichen Botschaft von der Ermordung des Königs, welche sein Beichtvater, Abbé Henry Allen Edgeworth, der Königin überbrachte, hüllte sich Maria Antoinette in Trauer. Aber noch stand ihr Bitteres bevor. Der Dauphin ward aus ihren Armen gerissen, und dem Schuster Simon, einem rohen Trunkenbolde, übergeben (3. Juli); dann wurde sie gar von Tochter und Schwägerin getrennt (1. August) und aus dem Tempel nach der Conciergerie, dem Gefängnisse der gemeinsten Verbrecher, gebracht. Wohl hatte der alte Adel zur Rettung der Königsfamilie einen neuen Ritterorden, den der Ritter der Königin, gestiftet, und als Ordenszeichen deren Bildniß mit der Umschrift: „Magnum reginae nomen obumbrat“ angenommen. Aber das war auch Alles, was er gethan, gerettet hat er Niemand, nur sich aus dem Staube gemacht und die Königin, wie die Ihrigen, dem Schicksale überlassen. Lange schwankte man im Convente, ob die Gefangenen vor das Blutgericht zu stellen seien, oder ob man sie verbannen solle? Nach dem Sturze der Gironde (31. Mai) war die Frage erledigt. Am 13. August erwirkte Barrère im Namen des öffentlichen Wohlfahrtsausschusses den Beschluß des Nationalconvents, daß Maria Antoinette vor eine außerordentliche Gerichtscommission gestellt werden solle. Dabei blieb es bis zum 3. October, an welchem Tage der schon erwähnte berüchtigte Billaud-Varennes sich im Convente über die unbegreifliche Verzögerung der Angelegenheit beschwerte und verlangte, daß die Witwe Capet’s unverzüglich gerichtet werde. Am 14. October mußte Maria Antoinette vor den Schranken des Criminal-Revolutions-Gerichtshofes erscheinen und ihre Anklageacte vernehmen. Diese Acte ist der Inbegriff menschlicher, nur in Frankreich möglicher Frechheit. Der ganze Gang des gegen die Königin eingeleiteten Verfahrens bewies hinlänglich, daß es den Mördern nur darauf ankam, dem schon bestimmten Todesstreiche die Form einer gerichtlichen Untersuchung zu geben. Am 15. October fand die Schlußverhandlung Statt. Die Vertheidiger der Königin, Chauveau-Lagarde und Tronçon Ducondray, welche ihr von Gerichtswegen zugeordnet waren, erfüllten ihre Pflicht mit redlichem Eifer. Aber es war Alles bereits abgekartetes Spiel. Der Tribunalpräsident Herman suchte in [37] rhetorischen Spiegelfechtereien die Schuld der Königin herzustellen. Die Geschworenen sprachen das „Schuldig“ aus, und ohne Aufenthalt wurde der Königin das Todesurtheil verkündigt. Es war um halb vier Uhr Morgens nach 18stündiger Sitzung. Die Königin wurde in die Conciergerie zurückgeführt. Ihre Bitte, die Kinder nochmal zu sehen, wurde ihr abgeschlagen. Um 5 Uhr Morgens wurde in allen Sectionen Generalmarsch geschlagen, um 6 Uhr stand schon Alles unter den Waffen. Geladenes Geschütz mit brennenden Lunten war an allen Hauptpuncten aufgestellt. So groß war die Schuld der Witwe Capet’s, daß man solche Vorkehrungen für ihre Hinrichtung treffen mußte (!). Die wenigen Stunden, welche Maria Antoinette noch im Kerker zubrachte, benutzte sie, um jenen denkwürdigen Brief an ihre Schwägerin Elisabeth zu schreiben, der nie an seine Adresse gelangte, sondern erst 23 Jahre später in die Oeffentlichkeit kam. Der Brief wurde nämlich an Robespierre abgegeben, und kam nach dessen Sturz in Besitz des Deputirten Courtois, der als Königsmörder durch die bekannte königliche Ordonnanz vom 12. Jänner 1816 aus Frankreich verbannt wurde, sich nach Brüssel zurückzog, und daselbst noch im December desselben Jahres starb. Unter dessen Papieren wurde Maria Antoinettens Brief gefunden. Um 11 Uhr Vormittags, am 16. October, öffneten sich die Pforten des Gefängnisses, und mit auf den Rücken gebundenen Händen bestieg sie den Henkerkarren. Eine Stunde dauerte der Zug. Bemerkt wurde, daß die Schmähungen und Verwünschungen, welche dem Schlachtopfer zugerufen wurden, nicht aus der Hefe des Pöbels, sondern aus den ehemals privilegirten Ständen kamen. Um 1/4 auf Zwölf fiel das Beil der Guillotine und endete das Leben einer Fürstin, welche mit seltenen geistigen und körperlichen Vorzügen viele Tugenden vereinte, und die, wenn sie Gott weiß was verschuldet hätte, durch ein Uebermaß von Leiden, jeden auch noch so großen Fehler ihres Lebens vielfach abgebüßt haben würde. Wir schließen diese traurige Lebens- oder vielmehr Leidensskizze der königlichen Märtyrin mit dem Porträte, welches ein Franzose von ihr entwirft. Lamartine schreibt. „Ihr erstes Erscheinen blendete den Hof und ganz Frankreich. Sie war damals 16 Jahre alt. Ihre Schönheit verdunkelte die der Madame du Barry, der Favoritin Ludwig’s XV. Die Schönheit der du Barry war die einer Buhlerin, die Schönheit der Maria Antoinette war die Schönheit einer Prinzessin. Die Natur hatte sie mit allen Gaben reichlich geschmückt, welche sie als Weib zum Gegenstande der Bewunderung machten, und als Königin zum Gegenstande tiefster Verehrung. Sie war hoch gewachsen, ihre Bewegungen waren schwanenähnlich, bei ihrer Eleganz ging nichts von ihrer Majestät verloren. Ihr Haar war blond und seidenartig, und erinnerte den Betrachter an Titians wogende Locken. Von hoher Ovalform war die Stirne, wie jene der schönen Töchter von der Donau; die Augen himmelblau, worin die Stille und der Sturm der Seele den Blick abwechselnd schlafen oder Wellen schlagen ließen; die Nase ein klein wenig gebogen, der Mund österreichisch, der ihrer Familie, d. h. ein Gemisch von Stolz und Lächeln, das Kinn aufwärts gebogen. Ihre Farbe ward erhöht durch das kalte Klima des Nordens, und eine unwiderstehliche Grazie war wie ein jugendlicher Duft über alle ihre Züge ausgegossen.“

[38] I. Zur Biographie, Geschichte und Charakteristik der Königin Maria Antoinette. a) Selbstständige Werke. Abbott (John S. C.), Life of Marie Antoinette queen of France (London 1849, 8°., mit Portr.). – Achaintre (Nicolas Louis), Histoire de Marie Antoinette, archiduchesse d’Autriche, reine de France et de Navarre (Paris 1824, 12°., mit Portr.). – Babié de Bercenay (François), Vie de Marie Antoinette, reine de France et de Navarre. 3 Bde. (Paris 1800, 12°.). – Biographie Marien Antoniens, weiland Königin in Frankreich (Bamberg 1793, 8°.). – Essais historiques sur la vie privée de Marie Antoinette d’Autriche pour servir à son histoire. 2 Bde. (London 1789, 8°., auch Basel 1789, Versailles 1790); deutsch (Hof 1789, 8°. und Oldenburg 1789/90, 8°.). – Geschichte und Charakterzüge Maria Antoinettens (Berlin 1795, 8°.). – Goncourt (Edmond et Jules de), Histoire de Marie-Antoinette (Paris 1858, Firmin Didot frères, 8°.). – Goncourt (Edmond und Jules de), Geschichte der Marie Antoinette. Autorisirte deutsche Ausgabe von Schmidt-Weißenfels (Prag 1859, Kober u. Markgraf, gr. 8°., mit Portr.). – Hesekiel (Georg), Königliches Märtyrthum. Geschichte der Gefangenschaft der Königin Marie Antoinette, des Königs Ludwig XVII. und der Dauphine Maria Theresia (Berlin 1856, Ludwig Rauh, 8°.) [ein mit Wärme geschriebenes Buch, das viele interessante Daten und Mittheilungen enthält]. – Kraft (A.), Levensgeschiedenis van Marie Antoinette van Ostenrijk Koningin van Frankrijk (Amsterdam 1800, 8°.). – Kramerius (W. M.), Wypsáni smrti Marie Antonie, Královne francouske (Praze 1793, 8°.). – Leben der Königin von Frankreich, Maria Antoinette von Oesterreich (Hannover 1789, 8°.) – Lévis (N... N...), Oraison funèbre de Marie Antoinette reine de France (s. l. 1793, 8°.). – Maistre (chevalier de), Marie Antoinette, reine de France, ou causes et tableau de la revolution (s. l. [Turin], 8°.; Wien 1794, 8°.; Leipzig 1794, 8°.); auch deutsch übersetzt (Wien 1794; Leipzig 1794 und Wien 1795, 8°.). – Marie Antoinette, archiduchesse d’Autriche, reine de France (Paris s. a. [um das Jahr 1816], 32°., mit Portr. u. anderen Abbild.]. – Mesle (Jean Baptiste), Vie de Marie Antoinette etc. contenant les détails historiques des principaux événements de son règne, ses traits de bonté et de bienfaisance, sa détention au Temple et à la Conciergerie et son procès (Paris 1814, 8°.). – Montjoie de Latouloubre (Christophe Félix Louis de), Eloge historique de Marie Antoinette. 2 Bde. (Neufchâtel 1797, 8°.; Paris 1814; ebd. 1816, 8°.); deutsch (von Dietrich Wilh. Andreae). 2 Bde. (Leipzig 1798, 8°.) [der Autor ist bekannter unter dem Namen Galart]. – Pithoud (N. N.), La vie et la mort de Louis Capet, dit de Bourbon, seizième du nom et dernier roi de France et celle d’Antoinette d’Autriche, sa femme (Paris an II [1793], 8°.) [ein widriges Pamphlet gegen den König und die Königin]. – Polignac (duc de), Ueber das Leben und den Charakter der Herzoge von Polignac, nebst einigen Anekdoten, betreffend die französische Revolution und die Person der Königin Antoinette (Berlin 1796, 8°.). – Saint-Hugues (Louis de), Marie Antoinette, reine de France. Recueil historique des principaux événements arrivés à cette auguste princesse etc. (Paris 1816, 8°.). – Saint Germain (L. de), Vie de Marie Antoinette, reine de France (Rouen 1853, 12°., mit Portr.). – Schilderung des Lebens und Charakters der Königin Marie Antoinette. 2 Bde. (Bremen 1793, 8°.). – (Schubart, Ludwig Albrecht) Leben der Königin Marie Antoinette von Frankreich. 2 Bde. (Cöln 1789/90, auch Nürnberg 1793, 8°.). – Seine (Arthur de), Marie Antoinette de Lorraine, reine de France (Limoges 1854, 12°., mit Portr.). – Storia di Maria Antoinetta, regina di Francia, suo processo e sua morte (Trieste 1794, 8°.). – Viennet (Madame Simon), Marie Antoinette devant le XIX siècle. 2 Bde. (Paris, 8°.).
I. b) Memoiren-Literatur. D’Adhémar (Mad. Comtesse), Souvenirs sur Marie Antoinette, archiduchesse d’Autriche, reine de France et sur la cour de Versailles. 4 Bde. (Paris 1836). [Der wahre Name der Verfasserin oder des Verfassers ist: Etienne Léon de Lamothe-Langon.] – Bertin (Rose), Mémoires sur Marie Antoinette, avec des notes et des éclaircissements (rédigé par Jacques Peuchet) (Paris 1824, 8°.). [Rose Bertin (geb. 1744, gest. 22. September 1813) war die Marchande de modes der Königin Maria Antoinette. Die unter ihrem Namen erschienenen Memoiren sind apokryph.] – Campan (Jeanne Louise Henriette Genest), Mémoires sur la vie privée de Marie Antoinette, [39] reine de France et de Navarre, suivis des souvenirs et anecdotes historiques sur les règnes de Louis XIV et Louis XV et Louis XVI. 3 Bde. (Paris 1822, 8°.; ebd. 1823, 4 Bde., 8°.); deutsch in 3 Bdn. (Breslau 1824, 8°.); englisch in 2 Bdn. (London 1823, 8°.); holländisch in 3 Bdn. (Amsterdam 1824, 8°.). [Die Memoiren der Madame Campan, die das innigste Vertrauen des Königs und der Königin besaß, sind die zuverlässigste Quelle über das Familienleben des unglücklichen Fürstenpaares. Interessant ist es, die Urtheile der Revolutionsmänner über diese treue Dienerin zu vernehmen; Prud’homme sagt in der „Gazette revolutionnaire“ von ihr: sie sei im Stande, eine Aristocratin aus der Mutter der Grachen zu machen, wenn diese eine so gefährliche Frau in ihrer Nähe gehabt hätte; Gauthier hingegen bezeichnete sie als eine Constitutionsfeindin, die dem Heile der Königin gefährlicher sei, als eine Jacobinerin.] – Denkwürdigkeiten aus dem Leben der Erzherzogin Marie Antoinette von Oesterreich, Königin von Frankreich. 4 Bde. (Leipzig 1836, Literarisches Museum, 8°.). [Diese Denkwürdigkeiten sind nichts als eine Uebersetzung des schon oben angeg. Werkes von Mad. Comt. d’Adhémar: Souvenirs sur Marie Antoinette, welche wieder nichts weiter sind, als eine Zusammenstoppelung älterer und neuerer Schriften über die unglückliche Königin. Vergl. darüber: Blätter für literarische Unterhaltung 1836, S. 587.] – Lafont d’Ausonne (N. N.), Mémoires secrets et universels des malheurs et de la mort de la reine de France suivis d’une notice historique sur la Garde Brissac (Paris 1824, 8°., auch ebd. 1825). – Lally-Tollendal (Trophime Gérard de), Mémoires concernant Marie Antoinette. 3 Bde. (London 1804, 8°.), avec des notes par Saint Albin Berville et Jean François Barrière. 2 Bde. (Paris 1822, 8°.). – Lamothe-Langon (Etienne Léon de), siehe oben: D’Adhémar (Mad. Comtesse). – Mémoires de la baronne d’Oberkirch sur la cour de Louis XVI et la société française avant 1789, publ. par le comte de Montbrison. 2 Bde. (Paris 1853, 8°., auch Bruxelles 1854, 2 Bde.). – Mémoires du comte Alexandre de Tilly, ancien page de la reine Marie Antoinette. 3 Bde. (Paris 1830, 8°.). – Retaux de Vilette (N. N.), Mémoires historiques des intrigues de la Cour et de ce qui s’est passé entre la Reine, le comte d’Artois, le Cardinal Rohan, madame de Polignac, madame de la Motte, Cagliostro et M. M. de Breteuil et de Vergennes (Venise 1790, 8°.). – Savoie-Carignan, princesse de Lamballe (Marie Thérèse Louise de), Mémoires relatifs à la famille royale pendant la révolution, publiés par une dame de qualité (Madame Catherine Hyde, marquise Govion-Broglio-Solari). 2 Bde. (Paris 1827, 8°.). – Souvenirs de Léonard, coiffeur de la reine Marie Antoinette (publ. par Gustave Levavasseur). 4 Bde. (Paris 1838, 8°.).
I. c) In Zeitschriften und anderen Werken Zerstreutes. Beilage zur Augsburger Postzeitung 1857, Nr. 171. „Maria Antoinette in Schwaben“ [schildert Maria Antoinettens Durchzug durch Schwaben auf ihrer Brautreise nach Paris, wo sie im Kloster Obermarchthal mit einem Gefolge von 500 Personen übernachtete. Wieder abgedruckt in Sebast. Brunner’s „Wiener Kirchen-Zeitung“ 1857, Nr. 74, S. 589]. – Le Constitutionnel. Lundi 14. Juillet 1851: „Maria Antoinette. Notice du Comte de la Marck“. [La Marck’s interessante Mittheilung über die Königin in der Einleitung zu Bacourt’s Werk über Mirabeau.] – Geist der Zeit (Wien, Heubner, 8°.) 1824, Septemberheft, S. 299–378: „Züge und Anekdoten aus dem Leben Ludwig’s XIV. und XV., Mariens Lesczinska und Mariens Antoinettens“. – Hamburger literarische und kritische Blätter 1846, S. 572: „Erinnerungen eines Hundertjährigen“. [Aus „Trois mois à Montmorency par M. le Marquis de Salvo, schildert die reizende Persönlichkeit der unglücklichen Königin.] – Jacob (K. G. Dr.), Beiträge zur französischen Geschichte (Leipzig 1846, Vogel, 8°.). Der erste Aufsatz in diesem Werke ist: „Ueber den Charakter und den politischen Einfluß der Königin Maria Antoinette von Frankreich“. [Derselbe stand zuerst in Raumer’s Histor. Taschenbuch, IX. Jahrg. 1835.] – Journal für Literatur, Kunst und geselliges Leben (Weimar, 4°.) 1827, Nr. 39: „Maria Antoinette und Dumouriez“. – Kavanagh, (Julia Miss), Women in France during the eigtheenth Century. [„Unerschrocken hat sie ihrem Schicksal gestanden die unglückliche Frau: sie allein gegen eine ganze Nation“, sagt die Verfasserin von ihr.] – Magazin für die Literatur des Auslandes. Redig. von J. Lehmann, 1838, Nr. 135 u. 136: „Die [40] Königin Maria Antoinette auf der Terrasse zu Versailles“. – Minerva, herausg. von Bran, 1837, Märzheft S. 41 und Novemberheft S. 247: „Erörterungen von K. G. Jacob“. – Allgemeine Moden-Zeitung, herausg. von Dr. J. A. Bergk (Leipzig, Industrie-Comptoir, 4°.) 1823, Nr. 13 u. 18. „Die Königin von Frankreich Maria Antoinette“. – Morgenblatt für gebildete Stände (Stuttgart, Cotta, 4°.) 1835, Nr. 100: „Briefwechsel zwischen Maria Antoinette und Kaiser Leopold II.“ [Drei Briefe: 1) Leopold’s II., 2. Mai 1791; 2) Maria Antoinettens, 1. Juni 1791; 3) Leopold’s II., 12. Juni 1791. Die Aechtheit der Briefe wird nicht verbürgt.] – Originalien aus dem Gebiete der Wahrheit, Kunst, Laune und Phantasie. Red. von Georg Lotz, 1826, Nr. 122–130: „Maria Antoinettens erstes Auftreten am Hofe zu Versailles“ [aus dem Tagebuche der Prinzessin von Lamballe]. – Le Voleur (franz. Unterhaltungsblatt, Paris, 4°.) 1852, S. 531–535: „Souvenirs historiques de Schoenbrunn. Marie Antoinette. Napoleon par Alphonse Balleydier. – Wiener Wochenblatt, herausg. von Friedmann (4°.) 1858, S. 663 und 692: „Aus dem Leben der Königin Maria Antoinette“. – Wiener Zeitung 1860, Nr. 36, S. 576: „Geschichte der Königin Maria Antoinette“. [Anzeige der Schmidt-Weißenfels’s chen Bearbeitung des Werkes von Goncourt. Die Anzeige von Hieronymus Lorm.] – Unsere Zeit (Stuttgart, kl. 8°.) I. Bdchn. [enthält eine biographische Skizze der Königin auf Grund der Werke von Mignet, Thiers und Lacretelle über die französische Revolution]. – Zeitgenossen (Brockhaus, gr. 8°.) Neue Reihe, Nr. XII, S. 1–148 u. Nr. XIV, S. 137–166: „Maria Antoinette Josepha Johanna, Königin von Frankreich“ [eine meisterhafte Darstellung, zu welcher vornehmlich die Mittheilungen des Generals Weber, Maria Antoinettens Milchbruder, und der Frau v. Campan, ihrer ersten Kammerfrau, benützt sind]. – Zeitung für die elegante Welt. Redig. von Dr. F. G. Kühne, 1837, Nr. 7–14: „Maria Antoinette von Frankreich mit ihren Freundinen und Freunden“.
II. Maria Antoinettens Gefängniß, Proceß, letzte Anordnungen und Tod. a) Selbstständige Werke. Confession dernière et testament de Marie Antoinette, veuve Capet, mis au jour par un sansculotte (Paris an II, 8°.) [mit einem werkwürdigen Porträte der Königin]. – Chauveau-Lagarde (Nicolas), Note historique sur le procès de Marie Antoinette d’Autriche, reine de France et de Madame Elisabeth de France au tribunal révolutionnaire (Paris 1816, 8°.). – (Marboeuf, Madame de) Marie Antoinette à la Conciergerie, publ. par Louis François de Paule Marie Joseph Robiano de Borsbeek (Paris 1824, 12°.); deutsch übersetzt von einem Ungenannten (Leipzig 1824, 8°.), von August Lorenz Back (Eisenb. 1825, 8°.). – Procès de Marie Antoinette de Lorraine d’Autriche, reine de France (Bruxelles 1793, 8°.). – Procès criminel de Marie Antoinette de Lorraine, veuve de Louis Capet, suivi de son testament et de sa confession dernière (Paris an II, 8°.) [mit der Abbildung der Guillotine]. – (Schreiber, Alois Wilhelm) Scenen aus den letzten Tagen Marien Antoinetten, Königin von Frankreich (Offenbach 1794, 12°.). – (Staël-Holstein, Anne Louise Germaine) Réflexions sur le procès de la reine (Marie Antoinette) (Paris 1793, ebd. 1814, 8°.).
II. b) In Zeitschriften und anderen Werken Zerstreutes. Frankfurter Konversationsblatt 1852, Nr. 193–196: „Die letzten Tage der Königin Marie Antoinette“. [Aus Eduard Arnd’s Geschichte der französischen Revolution (Braunschweig 1851, Vieweg und Sohn, 6 Bde.).] – Geist der Zeit (Wien, 8°.) 1817, Septemberheft, S. 335: „Nachricht von einigen bisher ganz unbekannten Umständen, das Testament Ludwig’s XVI. und den Ursprung des Testamentes der Königin Maria Antonia betreffend“. – Hamburger literarische und kritische Blätter 1847, S. 563, 577, 585: „Maria Antoinettens Tod“ [aus Lamartine’s „Histoire des Girondins“]. – Iris (Gratzer Mode- und Musterblatt) 1858, Bd. II, Liefer. 3, S. 59: „Die Königin Maria Antoinette und der Herr von Paris“ [über den Tod der Königin; unter dem „Herrn von Paris“ verstand man damals den Scharfrichter]. – Leipziger Lesefrüchte (bei C. H. F. Hartmann in Commission, 8°.) IV. Jahrg. (1835), Nr. 33: „Die Hinrichtung der Königin Maria Antoinette“. – Magazin für die Literatur des Auslandes, herausg. von Lehmann, 1852, Nr. 122 und 123: „Prozeß und Tod der Königin Maria Antoinette“ [aus Barante’s „Histoire de la Convention“]. [41]Originalien aus dem Gebiete der Wahrheit, Kunst, Laune und Phantasie, herausg. von Georg Lotz, 1827, Nr. 60–65: „Letzte Sendung der unglücklichen Maria Antoinette an ihre Verwandte. Tod der Prinzessin Lamballe“.
III. Anekdotisches und Novellistisches. Anecdoten aus dem Leben Ludwig’s XVI. und Marie Antoniens. 2 Bde. (Berlin 1793–1795, 8°.). – Bille (C. L.), Anecdoten von Maria Antoinette von Oesterreich (Wien 1794, 8°.). – Abend-Zeitung, herausg. von Theodor Hell (C. G. Th. Winkler) 1839, Nr. 89: „Das Klavier der Königin Maria Antoinette“ [nach Castil Blaze]. – Flora. Ein Unterhaltungs-Blatt (München, 4°.) 1822, Nr. 208: „Die wohlthätige Dauphine“. – Innsbrucker Nachrichten. Beilage (Unterhaltungsblatt, 8°.) 1858, Nr. 4: „Die Uhr der Königin Maria Antoinette“. – Allgemeine Moden-Zeitung, herausg. von Dr. J. A. Bergk (Leipzig, Industrie-Comptoir, 4°.) 1823, Nr. 21: „Widerwille Marien Antoinettens gegen die Etikette“. – Morgenblatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) 1816, S. 299: „Der Hund der Königin Maria Antoinette von Frankreich“ [aus J. Delille la pitie].
IV. Pamphlete und andere Flugschriften. Diese Verirrungen des menschlichen Geistes – da sie denn nun einmal vorhanden sind – erhalten hier als bibliographische Curiosa, was sie eben auch zum größeren Theile sind, eine Stelle. Die zwei letzteren Schriften, welche einen ganz anderen Charakter, als den biographischen, haben, werden ihnen angeschlossen, da sie sich sonst nirgends einreihen lassen. – Les amours de Charlot et Toinnot (s. l. 1779, 8°.) [ein erotisches Pamphlet gegen Maria Antoinette und den Grafen von Artois, Bruder Ludwig’s XVI.]. – L’Autrichienne en goguettes ou l’orgie royale; opera-proverbe (s. l. [Paris] 1789, 8°.) [ein nichtswürdiges Pamphlet gegen die Königin]. – Le branle de capucins, ou le mille et unième tour de Marie Antoinette; petit opéra aristocratico-comico risible en deux actes (Saint Cloud 1791, 8°.). – Le cadran des plaisirs de la cour ou les avantures du petit page Chérubin, pour servir de suite à la vie de Marie Antoinette ci-devant reine de France, suivi de la confession de Mademoiselle Sophie (s. l. et a., 18°.). – Confession de Marie Antoinette au peuple franc, sur ses amours et ses intrigues (Paris s. a., 8°.). – Prudhomme (Louis), Les crimes de Marie Antoinette dernière reine de France avec les pièces justificatives de son procès (Paris an II [1793], 8°.). – Soirées amoureuses du généraI Mottie et de la belle Antoinette (Persepolis 1792, 8°.) [unter General Mottie ist Lafayette verstanden]. – Vie de Marie Antoinette d’Autriche femme du dernier tyran des Français depuis son arrivée en France jusqu'à son mort. 3 Bde. (Paris an III [1794], 18°.). – (Craufurd, Quintin) Notice sur Marie Stuart, reine d’Ecosse, et sur Marie Antoinette, reine de France (Paris 1819, 8°., mit den Porträten beider Königinen). – Gaum (Joh. Ferdinand), Maria Stuart und Maria Antoinette in der Unterwelt (Ulm 1794, 8°.).
V. Porträte. 1) Blanchard sc. (8°.); – 2) R. Böttger fec. (8°.), radirt; – 3) Curtas p., L. A. Claessens sc. (8°.); – 4) F. Wagenschön p. 1770, C. F. Fritzsch sc. (Fol.); – 5) Moreau jun. del. 1775, Gaucher sc. (8°.); – 6) Mad. Le Brun p. 1788, Geile sc. (Fol.), ganze Figur; – 7) Leroy del., F. Janet dir. (8°.), Ganze Figur; – 8) Le Beau del. und sc.; – 9) nach Paul Delaroche, C. F. Merckel sc. (Leipzig 1860); – 10) S. M. Moreau jun. del., N. le Mire sc. (Fol.), mit allegorischer Umgebung, Pendant zu dem Bilde Ludwig’s XVI., gestochen von demselben Meister; – 11) Levachez sc. darunter ihre Verhaftung zu Vincennes, radirt von Duplessi-Bertaux (Fol.), Aquat.; – 12) Kreutzinger p., C. le Vasseur sc. (Fol.); – 13) Schmid fec. (8°.); – 14) Wartell sc. (8°.), radirt. – Wiener allgemeine Zeitung (früher Theater-Zeitung) von Adolph Bäuerle, 1852, Nr. 83–86: „Maria Antoinette von Paul Delaroche“, von F. (Const. Wurzbach) [eine Beschreibung des berühmten Bildes von Paul Delaroche, welches Maria Antoinettens letzten Gang darstellt]. – Maria Antoinette in Trianon (Mittelpunkt eines 1859 erschienenen größern Kupferstiches, den Moment darstellend, in welchem der Tonheros Gluck der Königin seine „Iphigenia“ überreicht).
VI. Medaillen. 1) Medaille von Baldenbach 1793. Auf ihren Tod. – 2) Medaille von Abramson. Auf dieselbe Veranlassung. – 3) Medaille von Loos. J’accuse etc. – 4) Medaille von Puimaurin, 1793/94. Tod Ludwig’s XVI., seiner Gemalin und der [42] Prinzessin Elisabeth, mit ihren Brustbildern (unedirt). – 5) Gegossene Bronzemedaille. Tod der Eltern und des Sohnes. – Vergl. das „Verzeichniß der von dem k. k. Feldmarschall-Lieutenant Ludwig de Traux in Wien hinterlassenen Münz- und Medaillen-Sammlung“ (Wien 1856), Nr. 1442–1450.

Anmerkungen (Wikisource)