RE:Beryllos 3

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Edelstein
Band III,1 (1897) S. 320 (IA)–321 (IA)
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3) Dass der von den Alten βήρυλλος, beryllus (berullus) genannte Edelstein mit unserem heutigen B. identisch sei, ist früher oft bezweifelt worden, wird aber heut allgemein angenommen; vgl. Corsi Delle pietre antiche 277, Lenz Mineralogie d. Gr. u. Röm. 165. Plinius, der XXXVII 76ff. über den B. handelt (darnach Isid. XVI 7 5. Solin. 53), unterscheidet folgende Arten: meergrüne (qui viriditatem maris puri imitantur) die beste (heut den Namen Aquamarin führende) Sorte; es ist die am häufigsten erwähnte, bei Dion. Per. 1011 u. 1119 als γλαυκὴ λίθος, Tryphiod. exc. Troi. 69. Epiphan. de duod. gemm. 11: γλαυκίζων μὲν εἴδει, θαλαττοβαφής. Marbod de gemmis 12: lymphae marinae similes. Ferner goldgelbe (in aureum colorem exeunte fulgore), auch chrysoberulli genannt (doch nicht identisch mit dem heut so benannten Edelstein); blassere, von manchen mit dem Chrysopras identificierte (der aber zum Chalcedon gehört); hyacinthfarbene, himmelblaue, wachsfarbe (auch bei Epiphan a. a. O. aufgeführt), ölfarbige (colore olei, auch bei Marbod. v. 200: oleo similes), krystallartige. Als Herkunftsort wird vornehmlich Indien bezeichnet, Plin. 76; vgl. 78. Strab. XV 718. Diod. II 52, 3. Dion. Per. 1115; als andere Fundorte werden genannt das Gebiet des Euphrat, Dion. Per. 1011. Epiphan. a. a. O., der Taurus, Epiphan. a. a. O., Pontus, Plin. 79, Scythien, Sid. Apoll. carm. 11, 22 (wo jedoch Mohr Scythicus von beryllus trennt, so dass darunter eher Smaragde zu verstehen wären, wie bei den calices gemmati des Mart. XIV 109). Einen dem B. sehr ähnlichen Stein fand man im Inachos nach Ps.-Plut. de fluv. 18, 3 p. 1160 E. In Indien waren nach Plinius besonders die länglichen B. beliebt, die man durchbohrt als Schmuck trug, namentlich in Cylinderform; die gewöhnliche Form des B. ist sonst das sechsseitige Prisma, und Plinius wusste nicht genau, ob sie in dieser Form von Natur [321] sich finden oder erst so geschliffen werden (76: poliuntur omnes sexangula figura artificum ingeniis, quoniam hebes unitate surda color repercussa angulorum excitetur. 79: quidam et angulosas statim putant nasci). Man verwandte sie in römischer Zeit als Ringsteine, Prop. V 7, 9, auch als Gemmen geschnitten, Anth. Pal. IX 544 (vgl. Tölken Erklär. Verz. d. preuss. Gemmensammlg., Vorr. VIII), oder besetzte damit kostbare Gefässe, Iuv. 5, 37. Der B. galt stets als ein besonders schöner und wertvoller Edelstein (daher die Erfindungen bei Luc. var. hist. II 11. 28); nach Plin. 79 hätten die Inder nachgemachte B. durch Färbung von Bergkrystallen hergestellt (was Lenz 166 Anm. 612 für unmöglich hält). Über Aberglauben bezüglich des B. bieten die alten Schriftsteller nichts, während Marbod v. 203ff. anführt, dass er die Gattentreue zurückführe, seinen Träger berühmt mache; auch sei Wasser, in dem ein B. liege, gut für die Augen, beseitige getrunken Schlucken, heile Leberleiden u. dergl. m. Man pflegt unser Wort Brille etymologisch auf B. zurückzuführen, indem man annimmt, dass die ältesten Brillen aus beryllfarbigem Glase hergestellt worden seien, vgl. Beckmann ad Marbod. 206. Über den heutigen Β., seine Varietäten, Fundorte u. s. w. vgl. Kluge Handb. d. Edelsteinkunde 318ff.